Dein Windows-Computer fährt nur sehr langsam hoch oder rödelt gar eine Stunde, bis du deinen Arbeitsbildschirm sehen kannst? Das ist nervig und wie so oft eine Frage der Einstellung. Da viele Computer nicht die Voraussetzungen erfüllen, ein Upgrade auf Windows 11 durchzuführen, zeige ich dir mehrere Lösungsmöglichkeiten auf, wie du den Systemstart von Windows 10 beschleunigen kannst – ohne Einsatz von Zusatzprogrammen.
Einzige Voraussetzung: Dein Computer muss bereits vollständig hochgefahren und einsatzbereit sein, bevor du die nachstehend genannten Lösungsschritte umsetzen kannst! Dafür kannst du sie beliebig oft wiederholen.
Bevor es losgeht
Möchtest du auf Nummer sicher gehen, solltest du vorher ein vollständiges Backup deines Computers auf einem externen Datenträger machen oder zumindest die wichtigsten Dateien auf einer externen Festplatte, auf einem USB-Stick, auf CDs oder DVDs sichern. Nach meiner Erfahrung ist das jedoch nicht notwendig, wenn die Anleitungen genau befolgt werden. Wichtig sind aber folgende Maßnahmen, bevor du loslegst:
- Ziehe alle externen Festplatten und USB-Daten-Sticks ab (sofern darauf keine Windows-Systemdateien oder Programme gespeichert sind, die zum ordnungsgemäßen Betrieb des Computers erforderlich sind) und entferne CDs/DVDs aus dem Laufwerk. Sie stören nur während der neuen Konfiguration und können das Hoch- und Runterfahren des Computers verzögern.
- Beende (nicht nur deaktivieren) das Firewall-/Antiviren-Programm anderer Anbieter. Die internen Schutzeinstellungen von Windows brauchst du nicht deaktivieren oder gar beenden.
Bereit? Hier kommen die Anleitungen.
Windows-Update
So irrsinnig, wie es sich anhört: Lade zuerst die neuesten Windows-Updates herunter, falls noch nicht getan, und gegebenenfalls auch Kumulative Updates, die dir optional angeboten werden.
Zur Info: Kumulative Updates werden manchmal während des Update-Vorgangs unter „Optionales Qualitätsupdate verfügbar“ angezeigt und enthalten oft (sicherheitsrelevante) Verbesserungen. Seit Einführung von Windows 11 empfehle ich, alle Updates mitzunehmen, die man für Windows 10 noch kriegen kann, um das Betriebssystem so lange wie möglich am Laufen halten zu können.
- Klicke nun auf das Windows-Start-Symbol (entweder auf der Tastatur oder am Bildschirm).
- Fahre mit der Maus kurz über das Ein/Aus-Symbol (Kreis mit Strich), klicke darüber in dem geöffneten Fenster auf Einstellungen und es öffnet sich das Fenster Windows-Einstellungen. Alternativ navigiere nach dem Klick auf das Windows-Start-Symbol im Startmenü zum Buchstaben E und klicke dort auf Einstellungen.
- Dort klickst du auf Update und Sicherheit und es erscheint das Fenster Windows Update.
- Klicke jetzt auf das Banner Updates fortsetzen, wenn du eine Update-Pause eingestellt hast. Nun sucht Windows nach aktuellen Updates, lädt sie herunter und installiert sie automatisch.
- Sollte dich Windows dazu auffordern, einen Neustart durchzuführen, ignoriere das! Stattdessen fahre den Computer komplett herunter, warte kurz und starte den Computer neu. In diesem Fall bereinigt nämlich Windows automatisch das Betriebssystem von unnötigen Dateien und aktualisiert es mit den neuesten Updates.
- Sobald dein Computer vollständig hochgefahren ist, gehe wieder zum Fenster Windows Update und klicke mehrmals auf Updatepause für 7 Tage, bis es nicht mehr geht. Dann erscheint ganz oben der Hinweis „Updates angehalten. Während Updates ausgesetzt werden, ist Ihr Gerät nicht auf dem neuesten Stand. Updates werden am (Datum) fortgesetzt.“ (Notiere dir das Datum am besten im Kalender, um diesen Schritt wiederholen zu können, falls du Windows-Updates immer nur manuell starten möchtest, was du jederzeit tun kannst).
Sollte das Problem des langsamen Windows-Starts damit bereits behoben sein, Gratulation! 🙂
Hat das nicht geholfen, gibt es weitere Methoden, den Systemstart von Windows 10 zu beschleunigen.
Temporäre Dateien löschen
Eine einfache Maßnahme, die man öfters, wenn möglich sogar täglich durchführen sollte, ist, temporäre Dateien in Windows 10 zu löschen. Das hält das Betriebssystem von Microsoft schlank und sorgt unter anderem dafür, dass deine Videos und Bilder auf der Festplatte schneller laden.
- Gehe – wie oben im Abschnitt „Windows-Update“ beschrieben – zu dem Fenster Windows-Einstellungen.
- Klicke dort auf System und du gelangst zum Fenster Anzeige.
- Klicke links in der Auswahl auf Speicher.
- Unter „Lokaler Datenträger (C:) – XXX GB“ klickst du auf Temporäre Dateien. Im dem geöffneten Fenster startet Windows automatisch die Suche nach temporären Dateien, die entfernt werden können.
- Nach Abschluss der Suche erscheinen ein oder mehrere Felder (zum Beispiel Miniaturansichten, Temporäre Internetdateien, Update-Dateien, die gelöscht werden können), die man durch Klick auf das jeweilige Kästchen auswählen oder abwählen kann. Lasse am besten die vorgegebenen Einstellungen so, wie sie sind.
- Klicke nun auf das Banner Dateien entfernen und Windows löscht diese.
Theoretisch dürfte der nächste Windows-Start jetzt schneller vonstatten gehen. Probiere es einfach mal aus. Fahre den Computer komplett herunter (nicht neustarten) und starte ihn wieder neu. Hat das geholfen? Prima! 🙂
Wenn nicht, bitte nicht aufgeben. Es gibt noch weitere Möglichkeiten.
Unnötige Dienste deaktivieren
Seit Windows 7 (oder sogar früheren Versionen) gibt es eine sehr hilfreiche Funktion im Windows-Betriebssystem: die MSConfig Systemkonfiguration. Damit sind nicht etwa die Einstellungsmöglichkeiten gemeint, die man über die Block-Schaltflächen Start / Einstellungen / System aufrufen kann, sondern die Eingabeaufforderung. Der sogenannte Ausführen-Dialog hilft dir, zur Systemkonfiguration zu gelangen, wo du unnötige Dienste jederzeit aktivieren oder deaktivieren kannst.
Mit „Dienste“ sind in diesem Fall Programme gemeint, die auf deinem Computer im Hintergrund arbeiten (zum Beispiel automatisch beim Windows-Start mitstarten oder automatisch Updates ausführen).
Bestimmte Einstellungen in der MSConfig Systemkonfiguration helfen dabei, den Windows-Start zu beschleunigen, damit PC und Laptop schneller hochfahren. Hier kommt die Anleitung:
- Klicke auf das Windows-Start-Symbol (entweder auf der Tastatur oder am Bildschirm). Es öffnet sich das Startmenü.
- Navigiere zum Ordner Windows-System, klicke auf den Ordner und es erscheint ein Untermenü.
- Im Untermenü klickst du auf Ausführen. Der Ausführen-Dialog öffnet sich in einem kleinen Fenster.
- Nun gibst du neben der Bezeichnung „Öffnen:“ in das leere Suchfeld den Befehl
msconfig
ein und klickst auf OK. Es öffnet sich das kleine Fenster Systemkonfiguration. - Klicke jetzt im Systemkonfiguration-Fenster auf die Registerkarte Dienste. Wie unten dargestellt, findest du hier eine Liste zahlreicher Dienste von Programmen und Systemfunktionen, die auf deinem Computer installiert sind.
- ACHTUNG! Damit du nicht aus Versehen wichtige Systemfunktionen deaktivierst (außer du kennst dich damit aus), setze jetzt unbedingt unten im Fenster einen Haken vor „Alle Microsoft-Dienste ausblenden“, indem du einfach das Kästchen anklickst. Je nachdem, wie viele Extrafunktionen du in Windows aktiviert hast (zum Beispiel Bluetooth, Cortana) und externe Programme (zum Beispiel für Backups, PDFs, Chrome Browser) du installiert hast, verbleiben nun mehr oder weniger Dienste eingeblendet.
Das sieht dann zum Beispiel so aus (die Verpixelung ist in deiner Ansicht natürlich nicht zu sehen):

Nun geht es ans Eingemachte. Alle Dienste, die deines Erachtens nach unnötig sind, sollen deaktiviert werden (im dargestellten Beispiel Google Chrome und Google Update-Dienste).
- Entferne jetzt einfach die Haken (durch Klick auf das jeweilige Kästchen) vor den Diensten, die nicht im Hintergrund automatisch starten, updaten oder eventuell beim Windows-Start mitstarten sollen.
- Achtung! Treiber (Dienste mit der englischen Bezeichnung „Driver“) sollten besser nicht deaktiviert werden!
- Bist du fertig? Dann klicke auf OK und deine Einstellungen werden gespeichert.
- Damit du nachvollziehen kannst, was deine Einstellungen bewirkt haben, fahre jetzt den Computer komplett herunter (nicht „Neu starten“ wählen) und starte ihn neu (Computer einschalten).
- Überprüfe nun, ob beispielsweise in der Taskleiste weniger Programmsymbole erscheinen. Das wäre schon ein Zeichen, dass du einen Dienst erfolgreich beendet hast. Versuche am besten jedes Programm zu öffnen, das du in der Systemsteuerung deaktiviert hast, und schaue gegebenenfalls in die Einstellungen des Programms, ob die gewünschten Änderungen erfolgt sind.
Keine Bange, die Dienste werden nicht von deinem Computer gelöscht, sondern nur „beendet“! Du kannst sie jederzeit wieder aktivieren, dann erscheint in dem Fenster Systemkonfiguration „wird ausgeführt“. Die MSConfig Systemkonfiguration zeigt dir sogar an, zu welchem Datum und welcher Uhrzeit du die Dienste beendet hast.
TIPP: Falls du unsicher bist, welche Dienste beendet werden sollten oder nicht, um den Windows-Systemstart zu beschleunigen, nimm dir bitte die Zeit und recherchiere im Internet nach den Hersteller-Bezeichnungen, die dir im MSConfig Systemkonfiguration-Fenster angezeigt werden. Oft folgt dann der Aha-Effekt (zum Beispiel „ach ja, das ist ja das Programm, mit dem ich PDF-Dateien bearbeite – die Updates kann ich auch manuell durchführen, so oft benutze ich das Programm ja nicht, das kann ruhig beendet werden“ o.Ä.). 😉
Windows Software Distribution leeren
Für viele Anwenderinnen und Anwender noch ein Geheimtipp, für mich längst ein Punkt, der auf der Liste für den Notfall steht: den Ordner SoftwareDistribution leeren, wenn Windows zu langsam wird.
Diese Lösungsmöglichkeit habe ich absichtlich ans Ende dieses Artikels gestellt, weil die Ausführung tief in die Windows-Update-Historie eingreift. Sie sollte nur dann umgesetzt werden, wenn alle Mühe vergeblich war, Windows auf „Normal-Geschwindigkeit“ zu bringen.
ACHTUNG! Die folgende Anleitung kann dazu führen, dass sämtliche zwischengespeicherten Windows-Updates (darunter auch Treiber-Updates!), die auf deinem Computer erforderlich sein können, sowie der gesamte Windows Update-Verlauf gelöscht werden. Folglich kann es notwendig werden, im Anschluss die fehlenden Windows-Updates (wie oben beschrieben) neu herunterladen und einrichten zu müssen. Das kann Zeit und Nerven kosten.
Im Umkehrschluss kannst du damit aber eine „saubere“ Windows-Installation erreichen und folglich nicht nur den Systemstart von Windows 10 beschleunigen, sondern auch der gesamten Arbeitsfläche einen „Schub nach vorn“ geben.
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Öffne den Windows Explorer. Wenn du das gelbe Ordner-Symbol nicht unten in der Taskleiste angeheftet hast, dann klicke auf das Windows-Start-Symbol (entweder auf der Tastatur oder am Bildschirm), navigiere im Startmenü zum Ordner Windows-System, klicke auf den Ordner und klicke im Untermenü auf Explorer.
- Klicke auf den Lokalen Datenträger – in den meisten Fällen ist das „Lokaler Datenträger (C:)“.
- Öffne den Ordner Windows.
- Navigiere zum Ordner SoftwareDistribution und öffne ihn.
- Lösche alle darin befindlichen Dateien (aber nicht den Ordner SoftwareDistribution selbst!). Sollten sich manche Dateien nicht löschen lassen, ist das nicht weiter tragisch. Diese werden wahrscheinlich gerade vom System benutzt.
- Schließe alle Fenster auf deinem Bildschirm.
- Fahre den Computer jetzt komplett herunter (nicht auf „Neu starten“ klicken).
- Starte deinen Computer jetzt wieder.
Windows richtet jetzt automatisch alles neu ein. Dabei kann es passieren, dass der Computer mehrmals automatisch neu gestartet wird. Habe bitte Geduld und warte in Ruhe ab, bis der Computer vollständig hochgefahren ist. Sollten Passworteingaben oder andere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich sein, die du in der Vergangenheit eingerichtet hast, musst du diese wahrscheinlich mehrmals ausführen. Folge einfach den entsprechenden Anweisungen.
Läuft alles? Na dann …
… kannst du selbstverständlich deine externen Festplatten und USB-Datensticks wieder einstecken und das Firewall-/Antiviren-Programm wieder starten. CDs oder DVDs solltest du grundsätzlich nicht im Laufwerk belassen, sondern nach dem Benutzen (zum Beispiel Programminstallation oder Musik hören) entfernen, damit Windows sich nicht aufhängt beim Starten.
Dieser Artikel wurde aktualisiert am 23. Februar 2023